Es war mitten in der Nacht, als die Liebe
zur Herzkammer schlich und sich sanft an das Herz schmiegte. Sie fühlte sich an
keinen Ort der Welt so geborgen und so sicher wie hier und auch das Herz genoss
die stillen Stunden, wenn die beiden alleine waren. Sie brauchten nicht
sprechen, denn sie konnten sich ohne Worte austauschen und spürten immer was in
dem anderen vor sich ging. Manchmal aber sprachen sie, weil Worte Gefühle
unterstreichen können und ihnen die nötige Wichtigkeit verleihen, so wie auch
in dieser Nacht.
„Du bist ganz schön tapfer meine Kleine“
sagte das Herz in der beruhigen Stimmlage, die jeden der sie hörte sofort in
Sicherheit wiegte. “Denkst du das wirklich? Ist es nicht eher so, dass ich alle
Gefühle mal wieder in Aufruhr versetze mit meinen Taten und mit meinem
Handeln?“ Ich weiß dass ich für uns einmal mehr den Weg wähle der ungewiss und
voller Risiken ist und dass ich grade Dir und mir wieder großen Schaden zufügen
kann. “seufzte die Liebe. „Denkst du, du machst etwas falsch?“ fragte das Herz,
doch es kannte die Antwort schon. „Nein, niemals denn wenn ich so fühle wie ich
es heute tue dann kann es nur richtig sein.“ antwortete die Liebe und schmiegte
sich noch näher an das Herz heran. „Aber ich schäme mich ein wenig, denn ich
habe versprochen uns nicht wieder in so eine Situation zu bringen und im
nächsten Moment habe ich Angst davor, dass seine Gefühle nicht so stark sein
könnten wie unsere.“
„Mit recht!“ ertönte plötzlich eine Stimme
aus dem Eingangs Bereich und der Zweifel trat aus dem Schatten. „Du weißt doch
das er nicht frei ist, oder? Du weist das er nicht alleine ist, das er eine
Partnerin hat und du weist auch, dass wir das alles schon einmal hatten! Wir
haben es damals viel zu lange mitgemacht und es tat keinem von uns Gefühlen
gut, am wenigsten dir und dem Herz.“
Der Zweifel setzte sich zu der Liebe und
dem Herz und sah die beiden an. Er wirkte viel älter als die Liebe, dadurch
bedingt das er immer grübelte und ständig die negativen Seiten aller
Situationen beleuchtete und durchdachte.
Die Liebe nickte „Natürlich ist mir das
bewusst und ich weiß auch das es nicht fair ist, aber Gefühle sucht man sich
nicht aus. Weder er noch ich. Wenn seine Gefühle zu der anderen Frau stark
genug wären, dann wäre es niemals dazu gekommen, dass zwischen uns sich etwas
hätte entwickeln können. So etwas passiert nun einmal und wenn das passiert,
dann kann man versuchen die Gefühle zu verdrängen, oder man stellt fest, dass
sie sich nicht verdrängen lassen und dann merkt man vielleicht, das genau
dieser Mensch, zu einem gehört und stellt fest, dass man das Glück gefunden
hat, egal wie schwierig die Umstände sind.“ erwiderte die Liebe voller
Überzeugung, denn natürlich hatte sie viele Stunden damit verbracht genau
dieses ``für und wider`` abzuwiegen.
Der Zweifel nickte und sagte: „ Ich weiß
das ich bei dir mit meinen Argumenten nicht viel anrichten kann, denn wie wir
alle wissen, bist du das stärkste von uns Gefühlen, aber ich weiß auch das du
leidest. Du leidest darunter ihn nicht sehen zu können, du leidest an der
Sehnsucht und du leidest an der Demütigung wenn er dich versteckt und du
leidest bei dem Gedanken daran dass er abends nicht neben dir, sondern neben
der anderen Frau liegt. Ich weiß, dass es so ist und ich hoffe das du dieses
Mal sicher bist, das sich diese ``Tapferkeit`` wie es unser Herz nennt lohn und
das er es wert ist?“ fragte der Zweifel.
Die Liebe nickte stumm denn sie wusste
nicht, was sie darauf erwidern sollte. Denn der Zweifel hatte in allem Recht
was er sagte.
Doch nun sprach das Herz:“ Hört mir beide
genau zu! Viele denken auf immer und ewig " hält oft grade mal für einen
Lebensabschnitt und Liebe ist nichts anderes als ein netter Zeitvertreib, dabei ist es so wichtig nichts vorher durch dämliche Überlegungen, Zweifel
und unbewältigte Ängste , zu zerstören sondern die Chance, auf die größte aller
Lieben zuzulassen, egal in welcher Situation man sich befindet. Es gibt
Menschen die sind für einander gemacht und sie können sich zwar quälen bis zur
Selbstaufgabe, weil sie denken sie müssten anderen gerecht werden und sich
deshalb gegen die eigenen Gefühle wehren, müssen längst veraltete
Versprechungen und Erwartungen erfüllen und das Glück anderer Menschen vor Ihr
eigenes stellen, aber dann werden sie niemals das eigene größte Glück erfahren
können. Sie werden nie wissen was es heißt bedingungslos zu lieben und leider
nie erfahren was er heißt sich in jemandem anderen zu finden. Diese Menschen
sind eingesperrt in den eigenen Mauern Ihres Denkens. Ich bin froh dass wir uns
unseren Glauben erhalten haben. Denn Liebe ist alles und durch liebe ist alles
möglich. Wenn er das auch erkannt hat und in uns das sieht, was wir in Ihm
sehen, dann sollten wir jetzt keinen Zweifel an der Entscheidung unsere Liebe
hegen, sondern ihr Kraft geben für das was sie tut, so dass sie weiterhin so
tapfer bleibt.“
Sie ließen die Worte des Herzens auf sich
wirken und schließlich streichelte der Zweifel der Liebe über die Wange. „Ich
wünsche mir für dich, für das Herz und für uns anderen Gefühle, dass es so ist.
Ich lasse euch jetzt alleine und versuche dich nicht zu sehr zu beeinflussen.“
sagte er, stand auf und verließ die Herzkammer.
Die Liebe aber blieb die ganze Nacht beim
Herzen und irgendwann sagte sie:“ Ich bin sicher dass es richtig ist, denn ich
fühle ihn.“ „Ja, sagte das Herz. „Ich fühle Ihn auch“ und es umarmte die Liebe
mit seiner wärme.
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1 Kommentar:
Auch, wenn die Gefühle zum anderen Partner "stark genug" sind, kann es vorkommen, dass sich so etwas Neues entwickelt. Man kann diese neuen Gefühle versuchen zu verdrängen und vielleicht feststellen, dass das nicht funktioniert, oder man kann sie akzeptieren, zulassen und genießen. Dann stellt man eventuell fest, dass es nicht unbedingt nur "den Einen" gibt, bei dem man "das Glück" findet. "Glück" ist doch wie Wasser, Butter oder Holz etwas, das zwar keinen Plural hat, das aber trotzdem nicht als etwas Einzelnes betrachtet wird, sondern als etwas Großes, das man teilen kann, und jeder Teil davon heißt immer noch "Glück" (oder Wasser, Butter, Holz...). Auch ist Glück nicht unbedingt an einen Ort oder an eine Person gebunden, so wie Wasser, das findet man auch überall. Nur die Butter, die findet man meistens im Kühlschrank.
Und Nein, ich bin es nicht. ;)
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