Stellt euch
mal vor, ihr geht durch den Wald und plötzlich guckt ein Troll aus einem
Astloch und Feen umschwirren eure Nasen“ sagte die Fantasie ganz aufgeregt mit
hochrotem Kopf und schlug vor Freude ein paar Purzelbäume quer durch die
Herzkammer.
Die anderen
Gefühle sahen die Fantasie belustigt an und freuten sich über dieses kleine,
quirlige Gefühl das sie immer zum Lachen brachte. Die Fantasie grinste über das
ganze Gesicht, ließ sich Flügel wachsen und sagte:“ Ich fliege mal eben zum
Mond!“
„Nun bleib
aber mal auf dem Teppich“ hörten die Gefühle auf einmal eine laute, wütende
Stimme. Sie kam von der Ernsthaftigkeit, die böse in die Richtung der Fantasie
sah. „Ich kann deine Geschichten über Dinge, die es nicht gibt nicht mehr
ertragen und ich denke ich stehe damit nicht alleine da! Du bist keine 5 Jahre
alt mehr und so langsam solltest du lernen dich anzupassen. Durch dich kommen
wir immer wieder in Schwierigkeiten!“ „ Genau“ rief der Neid, der immer sofort
zur Stelle war, wenn es um Ärger ging und stellte sich demonstrativ mit
verschränkten Armen neben die Ernsthaftigkeit.
Die Fantasie
sah erschrocken zu den beiden hinüber und das Lächeln erfror ihr im Gesicht.
„Außerdem
solltest du dir einmal überlegen, was das für uns anderen Gefühle bedeutet“ sagte
die Ernsthaftigkeit. „Wir sind erwachsen und wollen alle irgendwann einmal
unsere gesteckten Ziele erreichen. Ich denke darüber sind wir uns einig! Du
hast diese Ziele gemeinsam mit uns beschlossen! Kennst du sie noch oder hast sie mal wieder in rosa Mondzuckerwatte
verwandelt?“ Die Ernsthaftigkeit sah die Fantasie böse an.
„Natürlich
kenne ich unsere Ziele.“ sagte die Fantasie leise und fing an aufzuzählen
„Finanzielle Unabhängigkeit, Sicherheit, Gesundheit, Erfolg, Bildung, Geborgenheit
und Liebe“ sagte sie leise.
„Ich wundere
mich wirklich, dass du die noch kennst, denn du tust alles dafür, dass wir einige
dieser Ziele nie erreichen werden“ höhnte die Ernsthaftigkeit. „Sag mir wie wir
jemals jemanden finden sollen, der uns Geborgenheit und Liebe gibt, wenn du von
Trollen und Feen sprichst. Da kann unser „Trumpf“, die Erotik, noch so kurze
Kleider tragen, aber wenn du dann daher kommst und von Einhörnern oder
Zauberdrachen spichst, dann wird jeder vernünftige Mensch denken, dass wir
eingesperrt gehören, sonst nichts!“
Die Fantasie
stand in der Mitte der Herzkammer und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sie
fühlte sich hilflos und eine furchtbare Trauer durchflutete sie und sie fragte:
„Aber wie sollte ich denn anders sein? Ich weiß nicht wie es geht, anders zu
sein und ich mag es so zu sein wie ich bin. Es ist mir egal, was die anderen
denken, sagen, oder wollen. Sie sah alle Gefühle traurig an „ Vielleicht weiß
ich auch, dass es nicht immer gut ist, so wie ich bin" Die Fantasie
schluchzte und flüsterte: „Wenn ihr das wirklich wollt, das ich anders werde,
wenn ihr es als schlecht empfindet, so wie ich bin, dann arbeite ich an mir. Ich
werde versuchen mich für EUCH zu ändern!“ Dann brach Sie weinend zusammen.
Das war der
Moment, in dem kein anderes der Gefühle mehr ruhig sein konnte. Denn die
Fantasie jetzt am Boden zu sehen, brach ihnen das Herz.
„NIEMALS!
NIEMALS! sollst du anders werden als du bist“ rief die Seele laut, und half der
Fantasie beim Aufstehen. Die Gefühle traten einzeln nacheinander hervor. Zuerst
die Erotik und die sagte mit giftigem Blick zur Ernsthaftigkeit: „Ich kann noch
so kurze Kleider tragen, aber ohne die Fantasie wäre ich ein Nichts!“ Dann der
Wahnsinn, der sprach mit donnernder Stimme: „Die Fantasie ist meine Nahrung,
ohne sie könnte ich nicht überleben.“ Danach die Liebe : „Ich ohne Fantasie?
Das ist mehr als unvorstellbar! Ohne
Fantasie hat alles keinen Sinn!“
So ging es
eine ganze Zeit und die Gefühle, eins nach dem anderen begründeten die
unsagbare Wichtigkeit der Fantasie.
Als alle
fertig waren und das Mitgefühl der Fantasie die Tränen getrocknet hatte,
blickten sie geschlossen zur Ernsthaftigkeit und zum Neid, die nun alleine und
abseits standen.
Die Seele
sprach: „Ihr beide seid euch hoffentlich im Klaren darüber, was ihr hier gerade
getan habt?! Wir Gefühle gehören zusammen und bei einigen Menschen sind manche
Gefühle ausgeprägter als bei anderen. Wir können alles erreichen was wir
wollen, wenn wir zusammen halten und uns gegenseitig so akzeptieren wie wir
sind.
Vielleicht
ist es nicht einfach jemanden zu finden, der sich den Mut erhalten hat eine
genauso ausgeprägte Fantasie zu haben wie wir “ und die Seele sah stolz zur
Fantasie herüber, die inzwischen schon wieder lächeln konnte, „aber wir haben
ja auch noch die Hoffnung und die Zuversicht und auch die beiden sind bei uns
zwei sehr starke Gefühle, so dass ich niemals daran zweifeln werde, dass so
etwas durchaus möglich ist. Ich hoffe, ihr beide seid da mit mir einer
Meinung?“
Die
Ernsthaftigkeit und der Neid sahen beschämt zur Seele und wurden sich ihrer
Worte bewusst. Sie traten zur Fantasie. „Es tut mir so leid. Ich wollte dich
nicht verletzen, aber ich bin eben manchmal so…’Ernst’“ lächelte die
Ernsthaftigkeit entschuldigend und der Neid bat: „Tu mir einen Gefallen, bitte.
Breite deine Flügel aus und fliege zum Mond und wenn du kannst, dann bringe mir
rosarote Mondzuckerwatte mit, ja?“
Die Fantasie
ließ sich das nicht zweimal sagen und flog laut Flügel schlagend davon.
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