Donnerstag, 26. Januar 2017

Der Tanz



Wenn ich jetzt zurückblicke, habe ich Sie schon lange gespürt. Ich habe gemerkt, wie Sie wieder zu mir kommt, wie Sie sich wieder in mein Leben schleicht.
Leise anfangs, zaghaft, manchmal energischer, aber ich habe es verdrängt.
Ich wollte ihre Anwesenheit nicht wahrhaben. Sie vergessen. Für immer vergessen. Wir hatten unsere Zeit. Eine aufreibende, schmerzliche, tiefe und brutale Zeit. Eine Zeit, die sich tief im meine Seele eingebrannt hat. Sie hat mich gequält, mein Innerstes nach außen gekehrt, mich zerrissen, aufgeschnitten und wieder zusammengesetzt. Sie hat mich fast getötet, aber dann vor dem Untergang gerettet. Sie hat das Letzte von mir genommen und mir dennoch alles gegeben - und irgendwann waren wir fertig miteinander. Nicht einfach so, sondern durch Erkennen, Reden, Fühlen, Durchleben. Immer wieder hat Sie mich geprüft, ob ich ohne sie existieren kann - und irgendwann konnte ich und wollte es! Ich habe sie gehen lassen und sie wollte es auch so. Ich dachte es wäre ein Abschied für immer.

Dann habe ich sie aus meinem Bewusstsein verdrängt und weiter gemacht. Es ging gut ohne sie. Ich war anders geworden. Ich habe auf mich acht gegeben, aufgepasst und über die Jahre habe ich sie vergessen. Wenn ich doch mal an sie dachte, dann freundschaftlich, aber ich dachte selten an Sie.

Obwohl ich die Zeichen hätte bemerken müssen, war es wie ein Messer, dass Sie in mein Herz stach, als ich Sie nach all der Zeit wiedersah. Ich wollte noch wegrennen, doch sie hielt mich fest. Wohin hätte ich auch gehen können? Sie wäre sowieso dabei gewesen - ganz egal wohin ich gegangen wäre. "Hier bin ich! " sagte Sie und lächelte mich an. Wunderschön in ihrem roten Kleid, wunderschön und gefährlich wie sie immer war. "Jetzt tanzen wir" flüsterte sie leise und schloss ihre Finger um meinen Hals. Ich konnte nicht mehr schlucken, wollte schreien, doch es ging nicht. Sie riss mich hoch und ließ mich hart auf den Boden fallen. "Gefällt es dir?" fragte sie mich lächelnd, doch ich war unfähig zu sprechen. Wieder riss sie mich hoch, wirbelte mich durch den Raum, bis mir schwindelig wurde, und ich dachte ich verliere das Bewusstsein. Sie lachte laut auf. "Dachtest du wirklich es funktioniert ohne mich? Dachtest du, du kannst ohne mich leben, so wie du dich verhältst? Ohne auf dich acht zu geben? Anderen den Vortritt zu lassen? Den Vortritt vor dir! Deine Bedürfnisse zu vernachlässigen, damit es anderen besser geht? Dich klein zu machen? Dachtest du wirklich, das geht? " Langsam kam Sie auf mich zu, schlang ihre Arme um meinen Brustkorn und drückte zu. Ich konnte nicht mehr atmen. Fester und fester wurde ihr Griff und ihr lautes lachen dröhnte in meinen Ohren. Ich wollte nur noch weg. Panisch suchte ich nach einem Weg, doch es gab keinen. Keinen Ausweg, kein Entrinnen. Ich hatte Todesangst.

Nicht atmend, nicht schluckend und kurz vor der Ohnmacht hörte ich Sie leise flüstern: "Du kennst den Weg!" Dann etwas lauter, "Du kennst den Weg!" Fast schrie Sie: "DU KENNST DEN WEG! JETZT GEHE IHN!" Und ich sah sie an. Ich sah in ihr Gesicht und sie lächelte. "Endlich! Endlich siehst du mich an." Ihr Griff lockerte sich. Luft! Sie ließ los und ging einen Schritt zurück. Ich zögerte nicht eine Sekunde um ihr zu folgen. Endlich wusste, ich was ich zu tun hatte. Ich verbeugte mich sanft. "Darf ich bitten?", fragte ich. Sie nickte und umfasste vorsichtig meine Hände. Wir begannen zu tanzen. Langsam wiegten wir uns zur Musik. Zu ihrer Musik und zu meiner. Sie streichelte meinen Brustkorb, küsste meinen Hals und meine Stirn und irgendwann sagte sie: „Ich liebe dich mehr als du dich liebst, und ich passe auf dich auf." In diesem Moment brach es aus mir heraus und ich weinte. Ich weinte all die Tränen der Welt. All die Demütigungen der letzten Monate, all die Ängste, all den Schmerz. Sie hielt mich sanft fest. "Weine weiter!", sagte sie. „Weine um dich. Weine darum, dass du wieder nicht auf dich aufgepasst hast. Weine um die Toten und die Trauer, die noch in dir ist. Weine um all das Unglück, aber weine auch um all das Glück. Weine um all das, was passiert ist und vor allem weine, weil du endlich wieder weinen kannst. Denn das heißt, dass du wieder fühlst!"

Wir tanzten lange, die Angst und ich. Sie blieb noch eine Zeit, bis ich wieder genesen war. Sie passte auf mich auf, redete viel mit mir und stärkte mich. Zum Abschied sagte sie: "Vergiss nicht! Man sagt sich immer mehrmals Lebewohl." Ich wünsche mir, dass zweimal reicht, oder dass es, wenn es nötig ist, kürzere Tänze werden. Ich weiß, es liegt an mir, wie oft wir uns wieder sehen. Das es einzig und allein bei mir liegt, wie oft ich noch mit meiner Angst tanzen werde.

- Tanz der Angst-

S. Urbat-Jarren 25.01.2017

Montag, 9. Januar 2017

Seele, Herz und Körper






Irgendwann gibt es vielleicht diesen Menschen, der deine Seele berührt. Mit dem du stundenlang reden kannst und der dich versteht, wie kaum ein anderer zuvor.
Dieser Mensch ist ein Geschenk. Du wirst an und mit ihm wachsen und dich in ihm erkennen, solange es für euch beide gut ist.


Irgendwann gibt es vielleicht diesen Menschen, der dein Herz berührt. Der dir Schmetterlinge schenkt, den du liebst und der dich auf Wolken schweben lässt, der dich aber auch fallen lassen kann. Alle Gefühle die du mit ihm erlebst sind gut und wichtig.
Dieser Mensch ist ein Geschenk. Du wirst an und mit ihm wachsen und dich in ihm erkennen, solange es für euch beide gut ist.


Irgendwann gibt es vielleicht diesen Menschen, der deinen Körper berührt. Der dich Dinge erleben lässt, die du vorher noch nicht kanntest. Der dir Momente schenkt, die du nie vergessen wirst und dich sogar dir selber näherbringt, als du dir jemals warst.
Dieser Mensch ist ein Geschenk. Du wirst an und mit ihm wachsen und dich in ihm erkennen, solange es für euch beide gut ist.


Ganz selten aber gibt es diesen Menschen, der deine Seele, dein Herz und deinen Körper berührt. Solltest du das Glück haben diesen Menschen zu finden, dann sei dir dessen immer bewusst und lasse ihn nie mehr los.