Donnerstag, 29. Mai 2014

Ohne Fantasie hat alles keinen Sinn




Stellt euch mal vor, ihr geht durch den Wald und plötzlich guckt ein Troll aus einem Astloch und Feen umschwirren eure Nasen“ sagte die Fantasie ganz aufgeregt mit hochrotem Kopf und schlug vor Freude ein paar Purzelbäume quer durch die Herzkammer.

Die anderen Gefühle sahen die Fantasie belustigt an und freuten sich über dieses kleine, quirlige Gefühl das sie immer zum Lachen brachte. Die Fantasie grinste über das ganze Gesicht, ließ sich Flügel wachsen und sagte:“ Ich fliege mal eben zum Mond!“

„Nun bleib aber mal auf dem Teppich“ hörten die Gefühle auf einmal eine laute, wütende Stimme. Sie kam von der Ernsthaftigkeit, die böse in die Richtung der Fantasie sah. „Ich kann deine Geschichten über Dinge, die es nicht gibt nicht mehr ertragen und ich denke ich stehe damit nicht alleine da! Du bist keine 5 Jahre alt mehr und so langsam solltest du lernen dich anzupassen. Durch dich kommen wir immer wieder in Schwierigkeiten!“ „ Genau“ rief der Neid, der immer sofort zur Stelle war, wenn es um Ärger ging und stellte sich demonstrativ mit verschränkten Armen neben die Ernsthaftigkeit.

Die Fantasie sah erschrocken zu den beiden hinüber und das Lächeln erfror ihr im Gesicht.

„Außerdem solltest du dir einmal überlegen, was das für uns anderen Gefühle bedeutet“ sagte die Ernsthaftigkeit. „Wir sind erwachsen und wollen alle irgendwann einmal unsere gesteckten Ziele erreichen. Ich denke darüber sind wir uns einig! Du hast diese Ziele gemeinsam mit uns beschlossen! Kennst  du sie noch oder hast sie mal wieder in rosa Mondzuckerwatte verwandelt?“ Die Ernsthaftigkeit sah die Fantasie böse an.

„Natürlich kenne ich unsere Ziele.“ sagte die Fantasie leise und fing an aufzuzählen „Finanzielle Unabhängigkeit, Sicherheit, Gesundheit, Erfolg, Bildung, Geborgenheit und Liebe“ sagte sie leise.

„Ich wundere mich wirklich, dass du die noch kennst, denn du tust alles dafür, dass wir einige dieser Ziele nie erreichen werden“ höhnte die Ernsthaftigkeit. „Sag mir wie wir jemals jemanden finden sollen, der uns Geborgenheit und Liebe gibt, wenn du von Trollen und Feen sprichst. Da kann unser „Trumpf“, die Erotik, noch so kurze Kleider tragen, aber wenn du dann daher kommst und von Einhörnern oder Zauberdrachen spichst, dann wird jeder vernünftige Mensch denken, dass wir eingesperrt gehören, sonst nichts!“

Die Fantasie stand in der Mitte der Herzkammer und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sie fühlte sich hilflos und eine furchtbare Trauer durchflutete sie und sie fragte: „Aber wie sollte ich denn anders sein? Ich weiß nicht wie es geht, anders zu sein und ich mag es so zu sein wie ich bin. Es ist mir egal, was die anderen denken, sagen, oder wollen. Sie sah alle Gefühle traurig an „ Vielleicht weiß ich auch, dass es nicht immer gut ist, so wie ich bin" Die Fantasie schluchzte und flüsterte: „Wenn ihr das wirklich wollt, das ich anders werde, wenn ihr es als schlecht empfindet, so wie ich bin, dann arbeite ich an mir. Ich werde versuchen mich für EUCH zu ändern!“ Dann brach Sie weinend zusammen.

Das war der Moment, in dem kein anderes der Gefühle mehr ruhig sein konnte. Denn die Fantasie jetzt am Boden zu sehen, brach ihnen das Herz.

„NIEMALS! NIEMALS! sollst du anders werden als du bist“ rief die Seele laut, und half der Fantasie beim Aufstehen. Die Gefühle traten einzeln nacheinander hervor. Zuerst die Erotik und die sagte mit giftigem Blick zur Ernsthaftigkeit: „Ich kann noch so kurze Kleider tragen, aber ohne die Fantasie wäre ich ein Nichts!“ Dann der Wahnsinn, der sprach mit donnernder Stimme: „Die Fantasie ist meine Nahrung, ohne sie könnte ich nicht überleben.“ Danach die Liebe : „Ich ohne Fantasie? Das ist mehr als unvorstellbar! Ohne Fantasie hat alles keinen Sinn!“

So ging es eine ganze Zeit und die Gefühle, eins nach dem anderen begründeten die unsagbare Wichtigkeit der Fantasie.

Als alle fertig waren und das Mitgefühl der Fantasie die Tränen getrocknet hatte, blickten sie geschlossen zur Ernsthaftigkeit und zum Neid, die nun alleine und abseits standen.

Die Seele sprach: „Ihr beide seid euch hoffentlich im Klaren darüber, was ihr hier gerade getan habt?! Wir Gefühle gehören zusammen und bei einigen Menschen sind manche Gefühle ausgeprägter als bei anderen. Wir können alles erreichen was wir wollen, wenn wir zusammen halten und uns gegenseitig so akzeptieren wie wir sind.

Vielleicht ist es nicht einfach jemanden zu finden, der sich den Mut erhalten hat eine genauso ausgeprägte Fantasie zu haben wie wir “ und die Seele sah stolz zur Fantasie herüber, die inzwischen schon wieder lächeln konnte, „aber wir haben ja auch noch die Hoffnung und die Zuversicht und auch die beiden sind bei uns zwei sehr starke Gefühle, so dass ich niemals daran zweifeln werde, dass so etwas durchaus möglich ist. Ich hoffe, ihr beide seid da mit mir einer Meinung?“

Die Ernsthaftigkeit und der Neid sahen beschämt zur Seele und wurden sich ihrer Worte bewusst. Sie traten zur Fantasie. „Es tut mir so leid. Ich wollte dich nicht verletzen, aber ich bin eben manchmal so…’Ernst’“ lächelte die Ernsthaftigkeit entschuldigend und der Neid bat: „Tu mir einen Gefallen, bitte. Breite deine Flügel aus und fliege zum Mond und wenn du kannst, dann bringe mir rosarote Mondzuckerwatte mit, ja?“

Die Fantasie ließ sich das nicht zweimal sagen und flog laut Flügel schlagend davon.

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